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Bernd Voshaar zieht nach 35 Jahren Bilanz

Nach 35 Jahren legt Bernd Voshaar die Führung der Neuenhauser Gruppe in jüngere Hände und zieht in einem Interview Bilanz.

Grafschafter Nachrichten, 16. Dezember 2020 von Rolf Masselink

 

Herr Voshaar, Sie haben 35 Jahre lang in der Führungsverantwortung für die Neuenhauser Gruppe gestanden. Erinnern Sie sich noch an Ihre Anfänge?
Sehr genau sogar. Ich habe den Betrieb im Herbst 1985 von meinem Vater übernommen und war ganz froh, denn er hat mir damals wirklich die Verantwortung übertragen und sich selbst zurückgezogen. So hatte ich die Freiheit zu entscheiden. Das war ganz wichtig für mich. 

 

Und haben Sie sofort entschieden?
Meine erste Weichenstellung war, den Bereich der Bauschlosserei aufzugeben. Das war nicht mein Ding. Wir haben versucht, aus dem Handwerksbetrieb mehr in die industrielle Fertigung zu gehen und Produkte zu entwickeln. 

In der Metallbearbeitung gab es zu der Zeit einen Technologiesprung von der konventionellen Zerspanungstechnik auf die CNC-Technik. Das war der erste Technologiesprung, den wir mitvollzogen haben. Wir hatten traditionell gute Kontakte zur hiesigen Textilindustrie, was uns auf eine tolle Idee brachte: nämlich in der Textilindustrie die Wickeltechnik für gewebte Stoffe umzustellen auf eine neue energiesparende Gleichstromtechnik. Dadurch sind wir im Laufe der Jahre europäischer Marktführer geworden.

 

War es für Sie als gelernter Ingenieur schwer, sich auch den kaufmännischen Herausforderungen der Unternehmensführung zu stellen?
Da bin ich genetisch wohl etwas vorprogrammiert: Mein Vater war ein begnadeter Handwerker und meine Mutter war Kauffrau durch und durch. Ich glaube, von beiden Seiten habe ich so einiges im Blut und bin wohl eine gute Mischung aus technischer und kaufmännischer Kompetenz.

 

Sie haben früh auf Expansion gesetzt. Wie kam es dazu?
Durch Zufall habe ich 1986 Bernard Meyer kennengelernt, den Inhaber der Papenburger Meyer Werft. Von ihm war ich völlig begeistert, weil er die Idee hatte, aus einer Werft einen Montagebetrieb zu machen und die komplette Fertigung abzustoßen. Die Kompressorenfertigung wurde dann an uns übertragen. Das war die Geburtsstunde der Neuenhauser Kompressorenbau GmbH, unserer ersten Tochtergesellschaft.

 

Die Neuenhauser Gruppe ist unter ihrer Führung zu einer Unternehmensgruppe mit rund 20 aktiven Gesellschaften gewachsen. War das eine Bernd-Voshaar-Leistung?
Das war keine One-Man-Show, sondern schon Teamarbeit. Die Impulse kamen von vielen Seiten, und die Entwicklung verlief nicht immer geplant. Einerseits haben wir versucht, organisch zu wachsen, immer mit unserem Maschinenpark State oft the Art zu bleiben. Wir haben intern Produkte entwickelt und von außen Produkte dazu genommen. Wir haben versucht, Märkte zu konsolidieren. Wir haben einfach die Möglichkeiten am Schopfe gepackt, die sich geboten haben. Das war eine spannende Zeit.

 

Was war Ihr größter Erfolg in 35 Jahren?
In meiner Anfangsphase haben wir hier in Neuenhaus die Glüpker Blechtechnologie übernommen. Die steckten damals in einer sehr schwierigen Situation. Nach Verlusten im ersten Jahr haben wir es geschafft, das Unternehmen zu restrukturieren und auf gesunde Füße zu stellen. Heute gehört Glüpker mit rund 60.000 Tonnen jährlicher Verarbeitungskapazität zu den größten Blechverarbeitern im deutschen Markt.

 

Was war Ihre größte Fehlentscheidung?
Gerade wenn man Produkte entwickelt, muss man bestimmte Risiken eingehen. Wir haben vor Jahren versucht, für die Windenergiebranche einen Generator zu entwickeln. Aber am Ende des Tages haben wir feststellen müssen, dass die Vorteile, die unser Generator bot, den Markt nicht dazu bewogen haben, auf unser System umzuschwenken. Das war eine bittere Erfahrung. Aber es liegt im Wesen von Forschungs- und Entwicklungsprojekten, dass sie mit Risiken behaftet sind. Man darf eben nur die Dinge tun, bei denen man überzeugt ist, dass die Unternehmensgruppe dieses Risiko verkraften kann.

 

Das klingt nach Lehrbuch.
Zur Unternehmensführung gehören immer zwei Dinge: Mut und Verstand. Mut allein ohne Verstand funktioniert nicht. Aber nur Verstand allein funktioniert eben auch nicht. Man muss beides in der Balance halten.

 

Jetzt wechseln Sie in den Aufsichtsrat. Ist das der Ausstieg aus der Unternehmensführung?
Es ist ein Ausstieg aus der operativen Unternehmensführung. Für die Entwicklung der Neuenhauser Gruppe hat der neue Vorstand die Verantwortung. Dort muss auch entschieden werden. Entscheidung und Verantwortung gehören zusammen, dieses Prinzip habe ich selber immer vertreten. Aber ein Aufsichtsrat kann sich zum Wohle des Unternehmens durchaus einbringen. Das war mit dem bisherigen Aufsichtsrat so und wird im konstruktiven Dialog weiter so geschehen.

 

Wo sehen Sie die Neuenhauser Gruppe in zehn Jahren?
Ich glaube, dass wir internationaler werden und unsere Marktanteile erhöhen können. Das Ziel muss sein, im Produktbereich zwei Dinge anzustreben: Man muss innovativ sein, also gute Produkte anbieten und sie effizient und effektiv produzieren können. Mit der Kombination beider Eigenschaften kann man sich eine sehr gute Marktposition aufbauen.

 

Und was macht künftig der Rentner Bernd Voshaar?
Das Wort Rentner höre ich ganz ungern. Passivität passt überhaupt nicht zu meiner DNA. Ich bin ein durch und durch aktiver Mensch und das will ich auch in Zukunft bleiben. Wenn mich die Aufsichtsratstätigkeit nicht voll ausfüllen würde, würde ich mir andere Betätigungsfelder suchen. Sicher werde ich mehr zeitlichen Spielraum haben, aber ich werde versuchen, den so auszufüllen, dass ich möglichst viel Freude und Vergnügen am Leben habe.

Nach 35 Jahren legt Bernd Voshaar die Führung der Neuenhauser Gruppe in jüngere Hände. Foto: Konjer