Was da auf dem Platz vor einer Halle der Neuenhauser-Gruppe steht, erinnert entfernt an einen riesigen Grashüpfer aus Metall. Dröhnend nimmt die grüne Maschine eine ausgediente Holzpalette nach der anderen in ihren Bauch auf und speit sie auf der anderen Seite zerhäckselt auf ein Laufband. Das sortiert die zerkleinerten Holzsplitter nach Größe und lässt sie über ratternde Förderbänder in drei darunter stehende Container fallen. Die Anlage ist Teil der Sparte Umwelttechnik, mit dem der Maschinenbauer Neuenhauser den umweltgerechten Umgang mit Industrieabfällen in den Fokus nimmt. Etwa 30 Vertreter aus der Grafschafter Wirtschaft haben am vergangenen Montag bei einem Betriebsrundgang Einblick in diesen Innovationsbereich des Neuenhauser Großarbeitgebers genommen. Mit dabei: der niedersächsische Finanzminister Reinhold Hilbers, von dem die Gäste weniger Bürokratie und eine sichere Energieversorgung forderten.
In Kooperation mit dem Maschinenbauer hatte die Grafschafter Wirtschaftsvereinigung Firmenlenker und Mittelständler zum Austausch mit gleich zwei Finanzministern eingeladen. Unter dem Titel „Wirtschaft trifft Politik“ sollten Grafschafter Mittelständler mit dem niedersächsischen Finanzminister, Reinhold Hilbers (CDU), sowie dessen hessischem Amtskollegen, Michael Boddenberg (CDU), ins Gespräch kommen. Da sein Parteifreund jedoch krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste, vertrat Hilbers die Politik allein.
Lieferengpässe, Inflation und Personalmangel – Selbstständige und Firmenleiter stehen derzeit vor immensen Herausforderungen und wünschen sich dafür Unterstützung aus der Politik. „Unsicherheit macht sich breit“, beschrieb Gitta Mäulen als Geschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung die Stimmung unter den Mitgliedsbetrieben. Doch man sei bereit und in der Lage, die Herausforderung anzunehmen. Schon einmal habe man in der Grafschaft einen Strukturwandel geschafft und dabei bewiesen: „Wir können Wandel.“ Dafür benötige die Wirtschaft jedoch entsprechende Rahmenbedingungen, erklärte Mäulen. Ganz oben auf der Wunschliste der Unternehmer: einfachere Genehmigungsverfahren und eine sichere Energieversorgung.
Michael Grunwald, Vorstandsmitglied bei Neuenhauser, forderte neben der Versorgung mit bezahlbarer Energie vor allem auch schnelle Entscheidungswege, um geplante Vorhaben möglichst effizient umsetzen und auch in Krisenzeiten bestehen zu können.
Hilbers reagierte mit einem Abriss seiner wirtschaftlichen und energiepolitischen Positionen: Fracking, aber nur in tieferen Erdschichten, den Weiterbetrieb der drei noch produzierenden Atomkraftwerke und die weitere Nutzung fossiler Energieträger stellte er als Übergangslösungen für die Gaskrise vor. Außerdem müsse der Ausbau regenerativer Energien vorangetrieben werden . Der Idee einer Übergewinnsteuer erteilte Hilbers ebenso eine Absage wie „Hilfen nach dem Gießkannenprinzip“. Der Staat müsse denen helfen, die sich nicht selber helfen können, aber: „Energiegeld für alle ist nicht zielgerichtet“, kritisierte er die Pläne der Ampelregierung. Bei seinen mittelständischen Zuhörern rannte Hilbers mit seinen Worten offene Türen ein: Aus dem Plenum gab es keinen Widerspruch.
Über die Neuenhauser Gruppe
Die Neuenhauser Gruppe wurde 1955 von Hans Voshaar in Neuenhaus gegründet und beschäftigt mittlerweile unter der Führung von Lutz Wolf und Michael Grunwald rund 2.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Unternehmen der Neuenhauser Gruppe beliefern Kundinnen und Kunden auf der ganzen Welt und sind in unterschiedlichsten Geschäftsfeldern des Maschinenbaus tätig – von der Textilindustrie und Automation, über Kompressoren- und Behälterbau bis hin zur Umwelttechnik. Der Hauptsitz des Familienunternehmens ist in Neuenhaus in Niedersachsen nahe der Grenze zu den Niederlanden.